Samstag, 6. April 2013

Typisch Feynman...


Eine kurze Anekdote aus dem Leben des bekannten Physikers Richard P. Feynman.


Folgende Geschichte spielte sich während eines Vortrages am California Institute of Technology ("Caltech") ab.



Thema des Vortrages war das sog. Brown-Tiss-Experiment, das ursprünglich der Bestimmung der Größe astronomischer Objekte dienen sollte.

Brown und Tiss sind die Namen jener Forscher, denen es zuerst gelang, mit dieser bestimmten Technik den Durchmesser eines Sterns zu ermitteln.
Ganz grob beschrieben besteht das Experiment aus zwei Fotodetektoren (Teleskopen), die das Licht eines Sternes einfangen und zusammenführen, um anschließend die Intensitätsinterferenzen der verschiedenen Lichtstrahlen zu vermessen. Dabei geht man davon aus, dass das Licht der einen Seite des Sterns nicht in Phase mit dem Licht der anderen Seite ist. Die Phasendifferenz geht hängt von drei Parametern ab: der Ausgangsphasendifferenz, der Entfernung zum Stern und dem Sternendurchmesser. Durch langsames Verändern des Abstandes zwischen den Fotodetektoren auf den Armen des Intensitätsinterferometers kann man den Bereich von Phasendifferenzen abtasten und somit Rückschlüsse auf den Durchmesser der Quelle ziehen.

Doch worum es eigentlich in diesem Artikel gehen soll:

Einer der beiden Forscher (Brown oder Tiss, ich weiß es nicht) war zu Besuch am Caltech, um dort einen Vortrag über die ersten Messungen, die ihnen erstmals 1975 mit dem oben beschriebenen Verfahren gelungen sind, zu halten. Mehrere Physiknobelpreisträger saßen dort in der ersten Reihe - darunter auch Feynman.
Nach ungefähr 10 Minuten Vortragszeit stand Feynman auf und verließ den Saal. Der Redner war klarerweise sehr bestürzt. Warum ging der große Feynman einfach plötzlich weg? Und warum kam er nach etwa 40 Minuten wieder zurück und nahm Platz als ob nichts gewesen wäre?
Das fragte er diesen nach dem Vortrag auch.
Richard Feynman antwortete, er sei gegangen, weil er geglaubt habe, "die Ausführungen des Redners seien physikalisch nicht korrekt". Aber nachdem er in sein Büro gegangen und das Problem durchgerechnet hatte, stellte er fest, dass es physikalisch völlig einwandfrei behandelt worden war. Er sei wieder zurückgekommen, um seinem Kollegen Anerkennung zu zollen.
Der Redner war allerdings erneut bestürzt - nämlich darüber, dass Feynman vermochte, so viele Details in dieser kurzen Zeit durchzurechnen...
Richard P. Feynman
(Photo Credit: neonarcade via Compfight cc)

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